Greenwashing in der Finanzbranche: Wie viel steckt dahinter?

Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind wichtige Themen, mit denen wir uns alle befassen müssen. Damit legen zunehmend mehr Verbraucher Wert darauf bei ihren Kapitalanlagen auf nachhaltige Aspekte zu achten. Doch Greenwashing, der Versuch von Unternehmen, sich durch ökologische Projekte und entsprechende Marketingmaßnahmen umweltfreundlich darzustellen, macht auch vor der Finanzbranche nicht halt. Immer wieder werden Verbraucher in die Irre geführt, wenn die „grünen Aktivitäten“ eines Unternehmens zwar positive Außenwirkung erzielen, aber im Hinblick auf Umweltschutz kaum einen Effekt haben. Wir erklären dir, was hinter dem Greenwashing in der Finanzbranche steckt.

Was bedeutet Greenwashing?

Im Bereich der Lebensmittelindustrie werben Betriebe mit einer biologischen oder nachhaltigen Kennzeichnung. Auch die Kosmetikindustrie schließt sich dem Wandel an und setzt auf vegane Herstellung und natürliche Inhaltsstoffe. Plastik wird verbannt und Mikroplastik, Sulfate und Silikone durch recycelbare und nachhaltige Verpackungen ersetzt.

All diese Maßnahmen sind wichtig, um ökologischer und nachhaltiger zu agieren. Dennoch vermitteln sie Verbrauchern den Eindruck, durch das Konsumieren keinen Schaden zu verursachen und jegliche Herstellung, ob Lebensmittel, Kosmetik oder Kleidung, im Einklang mit der Natur erfolgen würde. Die Verbraucher sind in der Annahme, „faire Produkte“ zu erwerben, wozu gezielte PR-Maßnahmen beitragen.

 Greenwashing bedeutet grob übersetzt, sich in Bezug auf Ökologie und Nachhaltigkeit „reinzuwaschen“. Verbraucher legen immer mehr Wert auf Umweltschutz. Diesem Thema nehmen sich Unternehmen weltweit an und werben damit, eine grüne Spur zu verfolgen. Das kann in Form von der Unterstützung ökologischer Projekte sein oder durch geschickte PR-Maßnahmen. Entscheidend ist dabei die Außenwirkung: Das Unternehmen möchte sich umweltfreundlich präsentieren – was aber nicht immer den tatsächlichen Gegebenheiten entspricht. Greenwashing umschreibt also alle Maßnahmen, die eine Firma einsetzt, um sich ein umweltfreundliches und nachhaltiges Image aufzubauen.

Greenwashing in der Finanzbranche

Nicht nur im Alltag spielt Nachhaltigkeit eine Rolle. Auch Sparer möchten ihr Kapital vermehrt in ökologisch sinnvolle Anlagen investieren. So kam es, dass in den letzten Jahren die Zahl der nachhaltigen Fonds regelrecht explodiert ist. Während 2005 noch rund fünf Milliarden Euro in Fonds mit Fokus auf Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung geflossen sind, waren es 2020 ganze 248 Milliarden Euro!

Es gibt derzeit keinen Beleg dafür, dass nachhaltige Fonds aufgrund ihrer Aspekte höhere Renditen erwirtschaften. Dennoch sprechen sie ein breites Klientel an Kapitalanlegern an. Dies führte dazu, dass es in den vergangenen Jahren zu einer extremen Vermehrung von sogenannten „Öko-Fonds“ kam – und dies rief Aufseher auf den Plan. Sowohl die US-Börsenaufsicht SEC wie auf die deutsche Finanzaufsicht Bafin vertreten klar den Standpunkt, ein Greenwashing in der Finanzbranche nicht zu tolerieren. Dies führte dazu, dass Unternehmen geprüft wurden und dabei mitunter die Deutsche-Bank-Tochter DWS in den Fokus rückte. Sie solle sich deutlich grüner verkaufen, als sie tatsächlich ist. Auch wenn die DWS den Vorwurf zurückwies, halten die Ermittlungen und Klagen an.

Greenwashing in der Finanzbranche bedeutet, die ökologischen Aspekte eines Fonds in Bezug auf Umweltschutz, Soziales und Nachhaltigkeit über den tatsächlichen umweltfreundlichen Nutzen hinaus durch gezielte Maßnahmen besser dazustellen

Was sind nachhaltige Geldanlagen?

Greenwashing in der Finanzbranche ist eine präsente Thematik, die Anlegern Sorgen bereitet. Denn die große Herausforderung dabei ist, herauszufinden, welche Geldanlagen wirklich nachhaltig sind und sich nicht nur ein grünes Image aufgebaut haben. Die Sparer müssen sich also gezielt mit den Unternehmen befassen und ethische, soziale und ökologische Kriterien berücksichtigen.

  • Es gibt verschiedene gesetzlich geregelte Kennzeichnungssysteme für nachhaltige Geldanlagen.
    Jede Fondsgesellschaft kann diese Kennzahlen allerdings selbst beziffern. Da Nachhaltigkeit nur schwer objektiv messbar ist, lassen sich die Angaben der Fondsgesellschaften nur schwer unabhängig überprüfen oder vergleichen.
  • Jede Ratingagentur kann ökologische, nachhaltige und grüne Aspekte nach eigenem Ermessen definieren und bewerten. Eine einheitliche Regelung ist mit der Taxonomie-Verordnung zwar umgesetzt, allerdings fehlen hier noch Erfahrungswerte.

Wirklich nachhaltige Geldanlagen ausfindig zu machen, ist für Verbraucher sehr schwierig. Denn dafür müssten sie einen tiefen Einblick in die Geschäftsprozesse eines Unternehmens haben. Wollen sich Anleger nicht auf die Ratings von Agenturen verlassen, können sie erst einmal selbst einen Einblick anhand von Geschäftsberichten nehmen. Diese geben die Aktiengesellschaften jährlich heraus. Aus dem Bericht geht hervor, wodurch die Erträge erzielt und welche Investitionen getätigt wurden. Allerdings sind aussagekräftige Schlussfolgerungen hinsichtlich des ökologischen Aspekts nur bedingt möglich. Dies erschwert es, wirklich nachhaltige Geldanlagen zu finden. Gerade bei Investmentfonds mit vielen enthaltenen Aktien ist diese Aufgabe kaum zu bewältigen.

Mach dir bewusst, was Nachhaltigkeit für dich bedeutet

Atomkraft und Windräder sind zwei umstrittene Themen und bedeuten für den einen Nachhaltigkeit, während der andere darin keinen ökologischen Nutzen sieht. Du musst dir für deine optimale Geldanlage also zunächst bewusst machen, welche Kriterien für dich persönlich als umweltfreundlich gelten.

Sollen in deinen Fonds Unternehmen ausgeschlossen werden, die nicht nachhaltig agieren oder nur Unternehmen gelistet sein, deren Tätigkeit als nachhaltig erachtet wird? Diese und weitere relevante Fragen musst du dir beantworten, um die passende grüne Kapitalanlage für deine individuellen Ansprüche zu finden.

Deine grüne Kapitalanlage mit Königswege

Wir von Königswege sind ein unabhängiger Finanzdienstleister, der auch Honorarvermittlung und -beratung anbietet. Wir unterstützen unsere Kunden umfassend beim Vermögensaufbau und befassen uns regelmäßig mit den Kapitalanlagemöglichkeiten auf dem Markt. So haben wir einen guten Einblick in aktuelle und laufende Entwicklungen. Unsere Berater behalten die Entwicklung verschiedener Fonds, Aktien und Anleihen im Blick – sowie deren ökologische Aspekte. So können sie dir dabei helfen, in nachhaltige und umweltfreundliche Geldanlagen zu investieren. Schreibe uns gerne eine E-Mail, ruf uns an oder nutze unser Kontaktformular und lass dich von unseren Experten beraten.

Dieser Artikel wurde von Nils Klöckner verfasst.
Nils ist Spezialist für Investment und betreut die Investmentstrategien unserer Kunden. Zudem unterstützt er die Geschäftsführung rund um das Thema Produktmanagement